GUTTENBERGER BROTHERS

Die Welt nach Django: Guttenberger Brothers beim Jazzclub Cave

Gypsy-Jazz ohne Django? Undenkbar. Dachte man jedenfalls bislang. Doch dann hört man die Guttenberger Brothers aus dem Großraum Stuttgart und gerät ins Grübeln. Klar hatte der Sinti-Jazz, der seine Wurzeln im Swing der 30er Jahre pflegte, zuweilen auch konserviere, inzwischen allerlei Varianten erfahren. Manch ein Nachgeborener suchte sein Glück in der Kunst, Gypsy-Jazz mit Jazzrock zu verbinden. Die Guttenberger Brothers mit Mano und Knebo Guttenberger an Gitarre und Rhythmusgitarre gehen im gut besuchten Jazzclub Cave 61 einen anderen Weg. Jazz Manouche nennen sie ihren Stil, der, nimmt man den Manouche beim Worte, aus der Welt der Sinti stammt, die im Süden Frankreichs eine Heimat gefunden hatten. In der romantischen Komödie „Chacolat“ von Lasse Hallström wurde der Musikstil zuletzt einem größeren Publikum bekannt. Doch bei Manouche bleiben Mano und Knebo eben nicht. Sie verbinden die Wurzeln im Manouche – hier läuft die Formation zu großer Form auf, gerade wenn sie Sztandards eine Frischzellenkur verpassen – mit Elementen des neuen deutschen Jazzchansons. Ob das immer gut geht? Mit ureigenen „Frühlingsgefühlen“ startet das Sextett, das mit dem slowenischen Kontrabassisten Branko Arnsek einen charmanten Conferencier gefunden hat, in den Abend. Rund um Knebo Guttenberger an seiner Rhythmusgitarre swingt sich die Gruppe mit Lokalmatador Stefan Koschitzki am Saxophon, Frank Eberle am Klavier und Sebastian Brauchle am Schlagzeug ein: Knebo singt, die Band umschmeichelt den Tenor, dessen Stimme entfernt an Roger Cicero erinnern soll, jedoch ohne den lässigen Charme des allzu früh verstorbenen Sängers zu erreichen, ohne dessen Variabilität auch nur anzustreben. Selten wurde Ciceros Sinn für Ironie stärker vermisst als an diesem Abend. Ohne Ironie von Frühlingsgefühlen zu singen – „du machst dich schick, der Kummer ist weg“ – dazu gehört schon etwas. Knebo bleibt Knebo, Cicero Cicero.

Von Michaela Adick