GUTTENBERGER BROTHERS
Frühlingsgefühle in soften Jazz getaucht
Die „Guttenberger Brothers“ begeistern die Dahner Jazzfreunde und ihre Gäste mit Manouche-Jazz und romantischen Balladen
VON CHRISTIANE MAGIN
Mit den „Guttenberger Brothers“ und ihrem kraftvollen Swing haben die Dahner Jazzfreunde wieder einmal exzellente Musiker ins Alte E- Werk geholt. „Schnallen Sie sich gut an“, rät Jazzfreund und Moderator Holger Ryseck gleich zu Beginn. Denn nach den musikalischen Begegnungen mit französischen Chan- sons und dem New-Orleans-Sound im Stil von Louis Armstrong stand am vergangenen Sonntag die Welt der Manouche-Musik auf dem Programm – auf Deutsch, Englisch und Romanesc.
Der sogenannte Zigeunerjazz präsentierte sich in Dahn allerdings ganz anders als erwartet. Die „Guttenberger Brothers“ aus Stuttgart mischen Manouche mit romantischen Gefühlen und der Musik von Frank Sinatra. Nur mit „Mari Gidli Bisde Ga“, einem Lied von Schmitto Kling, huldigen sie ihrer musikalischen Heimat. Dass sie sich dennoch der Tradition des Jazz-Manouche verbunden sehen, hört man aus dem Gitarrenspiel von Mano Guttenberger eindeutig heraus. Seine Fingerfertigkeit auf den Saiten ist ein Gedicht, auch wenn ihm Saxofon und Bass immer wieder den Rang abzulaufen versuchen.
Die „Guttenberger Brothers“ sind Knebo Guttenberger (Gesang), Mano Guttenberger an der Sologitarre, Kontrabassist Branko Arnsek, Magnus Mehl am Saxofon, Frank Eberle am elektrischen Klavier und Felix Schrack am Schlagzeug. In Dahn ist am Saxofon allerdings Andreas Maile, Solist der SWR-Bigband, zu erleben. Schon mal in Dahn war übrigens Schlagzeuger Felix Schrack. Er stand wiederholt – gemeinsam mit seinem Vater Martin – mit den „Longhorns“ bei den Dahner Sommerspielen auf der Bühne. Kennzeichen der Formation sind die eigenen Lieder, die Branko Arnsek komponiert und textet. Mit sanften Balladen in subtilen Tönen zeigen die Männer auf der Bühne ihre weiche Seite, die melancholisch und sehnsüchtig daherkommt. Mit Titeln wie „Komm flieg mit mir“, „Ich bin romantisch“ und „Frühlingsgefühle“ wird ihr swingender Jazz-Manouche durch den Gesang von Knebo Guttenberger zum Vocaljazz, der den deutschen Alltag in Töne verpackt. Paradebeispiel ist „Meine Beste Freundin“, mit der man bei Chips und Bier einen „Tatort“ sehen kann und über alte Zeiten schwätzt. Doch: Vielleicht hätte bei den eigenen Songs der Bassist mal Frontmann werden sollen, um seine Texte höchstpersönlich zu präsentieren. Dann wären sie bestimmt authentischer gewesen. Immer wieder nimmt sich die Formation Songs anderer an. Sie taufen Lieder einfach um und finden eigene Worte für die Werke. Victor Youngs „Stella By Starlight“ wird bei den „Guttenberger Brothers“ zum Lied „Es ist für uns gemacht“. Songs von Frank Sinatra wie „Witchcraft“ oder „It Had To Be You“ singt Knebo Guttenberger im Original. Bei „Fools Rush In“ läuft er gar zur Höchstform auf. Das Lied ist ein ideal für seine Stimme. Dass er Frank Sinatra sehr verehrt, ist offensichtlich. Genauso wie den so früh verstorbenen Roger Cicero, der bei den Ersten Dahner Jazztagen einen Workshop am Otfried-von-Weißenburg-Gymnasium gab und gemein- sam mit seinem Vater Eugen Cicero auf der Bühne stand. Dass man Roger Cicero musikalisch am Sonntag begegnen würde, darauf verwies Holger Ryseck gleich zu Beginn des Konzerts. Doch zurück zu Frank Sinatra. Dessen Lieder seien musikalische Klassi- ker, die man an die nächste Generati- on weitergeben müsse, findet Bassist Arnsek. Doch die würde er im Alten E- Werk gar nicht sehen, scherzt er in Anspielung auf den gehobenen Altersschnitt des Publikums. „Die schläft noch“, erwidert schlagfertig das Publikum im Saal.