GUTTENBERGER BROTHERS
Sinti-Wurzeln in Jazz verarbeitet
Guttenberger Brothers überzeugen im alten E-Werk – Andreas Maile von der SWR-Big Band als Ersatz
Eine weitere Perle auf ihrer Kette haben die Dahner Jazzfreunde beim sonntäglichen Frühschoppen im alten E-Werk aufgereiht: Mit den Guttenberger Brothers spielte eine bemerkenswerte Band in einem eher weniger verbreiteten Jazz-Bereich, dem Jazz Manouche oder Sinti-Jazz. Spätestens seit dem Kino-Hit „Chocolat“ aus dem Jahr 2000 gehört diese Stilrichtung fest zum guten Ton der europäischen Kulturwelt, auch dank Jonny Depps Engagement als musizierendem Zigeuner.
Manouche ist ein Begriff, der wohl nicht häufig mit dem Jazz zusammen- gebracht wird. So nennen sich die in Südfrankreich und angrenzenden Regionen lebenden Sinti. Die Guttenberger Brothers aus Stuttgart bringen die musikalischen Wurzeln ihres Volkes mit in die Musik – sie machen eben Jazz Manouche. Das erste Al- bum von Knebo und Mano Guttenberger sowie dem Bassisten Branko Arnsek heißt „One“ und ist ihr Anfang auf diesem Feld – wie so häufig beim Manouche passiert das „en famille“. Mit ihrer dynamischen, sehr lebhaften Spielweise und einer Mischung aus eigenen Songs sowie gecoverten Versionen bekannter Titel springt der Funke aufs Publikum fast automa- tisch über.
Die sympathischen Brüder Mano an der Gitarre und Knebo (Gesang) haben sich in ihrer aktuellen Formation zu einem harmonischen Ganzen zusammengefunden. Mit Branko Arnsek am Kontrabass und Frank Eberle am Klavier wird das musikalische Fundament geschaffen, Schlagzeuger Felix Schrack erweist sich als perfekter Taktgeber und treibende Kraft – je nach Titel mit mehr oder weniger Dynamik, aber immer genau auf den Punkt.
Ein weiterer, ungeplanter Höhe- punkt lag im Ersatz für den ausgefallenen Saxophonisten der Stammformation Magnus Mehl. Das war kein geringerer als Andreas Maile, seit fast 30 Jahren eine feste Größe bei der SWR- Big Band. Dort spielte er unter anderem mit Größen wie Max Greger, Hugo Strasser und Paul Kuhn. Für seine Verdienste und sein Können wurde er bereits 1996 mit dem Jazzpreis des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet.
Trotz erkältungsbedingter Schwächung zog Sänger Knebo Guttenberger das Publikum ab dem ersten Song
in seinen Bann. Mit seiner warmherzigen, gefühlvollen Stimme, die an den viel zu früh verstorbenen Roger Cicero erinnert, sang er über das Leben, die Sehnsucht oder Freundschaften. Beim Lied “Frühlingsgefühle“ war das wieder erwachende Leben nach einem Winter geradezu spürbar. Beim Song „Ich bin romantisch“ umrahmte der volle Sound der Bandmitglieder seinen fast swingartigen Gesang auf eine sehr gelungene Art und Weise. Knebo Guttenberger interpretiert Klassiker von Frank Sinatra stilgerecht und überzeugend
Die größte stimmliche Herausforderung lag jedoch bei weltbekannten Titeln, die durch den legendären Frank Sinatra bekannt wurden; nicht nur bei Cy Colemans „Witchcraft“ aus dem Jahre 1957, auch im Klassiker „Fools Rush In“ und bei „It had to be you“ interpretierte Knebo Guttenberger die Klassiker von „Frankie Boy“ stilgerecht und überzeugend. Alle Instrumental-Solis wurden im rappelvollen Saal von den Zuhörern mit viel Beifall bedacht, besonders Mano Guttenbergers Einlagen an der Solo-Gitarre hinterließen selbst bei Kennern der Materie einen bleibenden Eindruck. Mit dem Klassiker “All of Me“ klang die Veranstaltung fulminant aus und schickte die Zuhörer sehr zufrieden nach Hause.